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26. März 1997

Ruf der Tucan - September 1997

Ruf der Tucan - September 1997

Liebe Kundinnen und Kunden
Nach der grossen und schönen Resonanz zu den letzten Rufen der Tukane ist es mir eine Freude sowie ein Bedürfnis, hiermit fortzufahren. Eigentlich war es vorgesehen, auf den letzten Schreiben aufzubauen und diesmal über das Entstehen der Ikatstoffe zu erzählen, doch...

Vergangenen Januar und Februar, als ich das letzte Mal in Mittelamerika weilte war es für mich von vornherein klar, dass ich verhältnismässig eine längere Zeit in Mexiko nach mir weniger bekannten Handarbeiten suchen wollte. Ausschlaggebend war dazu unter anderem ein Spiegel, den ich am Ende meines vorletzten Aufenthaltes in Mexiko, zur Verschönerung meines Standes gekauft habe. Viele Kunden sowie Passanten waren von diesem Spiegel ausserordentlich Beeindruckt, so dass sich in mir langsam aber sicher ein Bild vom EI Tucan Verkaufsstand 1997 heranbildete. Ich malte mir aus, dass ich die Balsavögel, welche ja seit dem Beginn unser Standbild stark mitprägen, mit Spiegel umrahmen möchte, um den Vögel mehr Leben und dem Verkaufsstand auch mehr Tiefe zu verleihen.

In dieses Bild gehörte noch ein Vogelkäfig, das wir vor ein paar Jahren auf einem Markt in der Bretagne gesehen hatten und von dem mir später eine Kundin erzählte. dass es aus Abu (?) in Tunesien komme. Leider haben wir bis Heute kein solches Käfig mehr gesehen, so dass dieser Teil bislang noch unrealisiert bleibt. . Doch zurück zu den Spiegeln. Mexico es magico, dies verspürte ich schon während meiner ersten Reise 1985 durch dieses riesige Land, als ich zwanzigjährig, mit einem Freund zusammen das ganze Land in jugendlichem Übermut mit Autostopp durchquerte. Unsere Reise starteten wir in Chetumal, der Grenzstadt zu Belize, das früher Britisch Honduras hiess, und in Guatemala noch als Teil Guatemalas auf jeder Landkarte erscheint. Dort stellten wir fest, dass unsere finanziellen Mittel, wohl nicht mehr bis ans vorgesehene Endziel unserer Reise reichen würde, und wir uns kurzerhand zur Weiterreise per Autostopp entschieden. Natürlich wirkten wir auf die mexikanischen Autofahrer etwas exotisch als wir mit unseren Taschen an der Strassenseite standen und den Daumen in die Luft streckten.

Neugier und Kuriosität war wohl oftmals die treibende Kraft um anzuhalten und uns ein Stück des Weges mitzunehmen. Aber was uns immer wieder als grösster und wichtigster Punkt erschien, war die Liebe zum Mitmenschen und das zelebrieren des Gefühls, dass wir alle miteinander im selben Boot sitzen. Natürlich war es für viele Leute die wir getroffen hatten, auch amüsant, einmal zwei Gringos zu treffen, die knapp bei Kasse waren, so als Ausgleich zu den vielen anderen, von denen wir aber durch die Art unserer Reise fast nie jemanden getroffen hatten. Aber über dieser ganzen Reise schwebt für mich heute immer noch der Ausspruch jener alten Frau, die wir um Wasser für unsere Feldflaschen baten, und die uns dann mit einem warmen vaya con dios (geht mit Gott) verabschiedete.

Auch nach mehreren späteren Reisen war diese erste Reise immer der bildende Punkt meiner Erinnerungen und Gefühlen Mexikos gegenüber, und ich freute mich darauf, bei der Suche nach den Spiegeln in mir unbekannte Regionen zu kommen, um wieder ein wenig dieses magischen Mexikos zu spüren.

So reiste ich rund drei Wochen nach meiner Ankunft in Guatemala weiter nordwärts Richtung Mexiko. Seit geraumer Zeit erlebte ich es wieder zum ersten Mal, dieses Gefühl aufzubrechen in neue Gefilde. Das Entdecken des Unbekannten und dieses Nervöse kribbeln im Bauch beim Gedanken, was es wohl bringen wird. Ich wählte dazu die Strecke entlang der Küste, da mir diese noch Unbekannt war. Am nächsten Morgen kam ich schon in Oaxaca an, dem Staat, wo ich mir vorstellen konnte, dass solche Spiegel wie ich sie im Kopf hatte, gearbeitet werden. Wie das immer nach einer Nachtbusreise ist, war ich zwar müde, aber angesichts dessen, dass ich vor dem Moment der Wahrheit stand, und es sich nun herausstellen sollte, ob ich der richtigen Spur auf der Fährte war, oder es sich als Schlag ins Wasser herausstellen sollte, war ich alles andere als Müde, Über die Art und Weise meines Vorgehens möchte ich mich aus wohl verständlichen Gründen nicht weiter auslassen, doch schon 12 Stunden später stand ich in einer Werkstatt in der solche Spiegel hergestellt werden. Diese Spiegel waren stabiler gearbeitet als dieser, den ich ein Jahr zuvor in Mexiko-Stadt gekauft hatte, aber auch teurer. Bis am Abend stand ich noch in zwei weiteren Werkstätten und abends im Bett war es nicht einfach Ruhe zu finden, denn ein Entschluss musste gefasst werden, wer wohl der Vertrauenswürdigste, Zuverlässigste etc. der Dreien sei. Dann musste auch noch der Transport und die Exportbewilligung etc. organisiert werden.

Bei den Handwerkern lies ich mein Herz entscheiden, welches sich für eine einfache Arbeiterfamilie entschied, in der Art und Weise der Menschen, die mich schon während meiner ersten Reise in Mexiko tief beeindruckt hatten. Es erschien mir fast zu einfach, schon nach 24 Stunden ans Ziel meiner Reise gekommen zu sein. Wie es sich in den Tagen danach herausstellte, völlig zu Recht, entpuppte sich doch der Transport nach Mexiko-Stadt und die Exportbewilligung als schwerlich zu lösendes Problem, welches wohlverstanden zwei Monate nach meiner Weiterreise erst Realität wurde, und vor allem eine Vertrauensfrage darstellt. . Derjenigen Person, die man mit dem Einpacken der Ware und dem Transport betraut, legt man vieles in die Hand, denn die Waren sind dann schon bezahlt, und womit sollte ich die Märkte besuchen, würden die Waren einfach spurlos verschwinden...
In der Zeit als ich mich mit diesem Problem auseinandersetzte, machte ich Bekanntschaft mit farbig bemalten Fantasiefiguren aus Holz. Eines Nachts erschienen sie einem Mann im Traum, worauf er am nächsten Tag aufstand, und seinem Traum eine Form gab, indem er ihn aus Holz schnitzte. Mittlerweilen gibt es drei Dörfer in denen solche Figuren gearbeitet werde. In über zwanzig Haushaltungen bin ich eingetreten und immer wieder enttäuscht herausgekommen, bis ich die Figuren fand, in die ich mich verliebte.

Der Kunsthandwerker sagte zuerst, er habe keine Zelt, doch dann erklärte er sich bereit, mir binnen zwei Monaten Figuren zu machen. Enthusiastisch machte ich mich auf den Weg zurück zur Hauptstrasse, 3-4 Kilometer in segender Sonne. So war ich mehr als froh als mich ein paar Frauen in ein Haus riefen, in das ich ein paar Stunden früher schon auf der Suche nach den Holzfiguren eingetreten bin. Bei diesen Frauen machte ich Bekanntschaft mit einer Töpferin, die ein paar Dörfer weiter schwarzen Ton bearbeitet. Wir verabredeten uns für den frühen Morgen des nächsten Tages und Sie führte mich durchs ganze Dorf, auf dass ich das schönste Keramik finde. Ich wurde fündig und meine neue Bekanntschaft stellte sich als Vermittlerin zur Verfügung. Mittlerweilen hatte ich auch in Oaxaca selbst, jemanden mir vertrauenswürdig erscheinenden gefunden, der meine Waren weitersenden sollte. 80 verliess ich diese Region, aber richtig sicher sein konnte ich halt doch nicht, ob wohl alles so gearbeitet werde, wie mir versprochen und ob es den Weg nach Pieterlen finden würde. Noch auf der Weiterreise fragte ich mich oftmals, ob alles gut gehen werde oder ob ich etwa zu gutgläubig gewesen sei. So war die Freude überwältigend, als wir drei Monate später, riesige Kisten auspacken konnten, wo all diese Schätze drin waren, als ob die Muster selbst eingepackt worden sind.

Mexico es Magico

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